Liebe Maskulinisten (2)

Ich dachte neulich, ich könnte in einem Text kurz und bündig etwas über die Logik des Sexismus schreiben, ohne dass Ihr es komplett falsch versteht.

Das hat nicht geklappt. Ich möchte hier also gerne auf die eklatantesten Missverständnisse eingehen, auch wenn das bedeutet, dass ich weite Teile dieses Textes noch einmal inhaltlich wiedergeben muss.

Wenn ich schreibe, dass zwei Vorgänge dem gleichen Schema folgen, dann meine ich das. Beispiel: nehmen wir an, ich würde hier schreiben, das Naturgesetz, das bewirkt, dass Steine zu Boden fallen, sei dasselbe Gesetz, das Regentropfen in Richtung Erde bewegt. Dann meine ich damit nicht, dass es Steine regnet.
Wenn ich also schreibe, dass Sexismus einem ähnlichen Muster folgt wie Rassismus, habe ich damit nicht behauptet, alle Sexisten seien weiß. Nein, wirklich nicht, da hilft auch kein viermaliges Nachfragen (oder waren es fünfmal? Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen). Nun aber zu der Logik, über die ich eigentlich schrieb.

Die Logik des Sexismus hat ihre gedankliche Wurzel in der Vorstellung des Menschen als Mann.

Diese Vorstellung ist historisch belegbar und zum Beispiel auch in vielen Sprachen erkennbar: Männer sind normale Menschen, Frauen sind weibliche Menschen.
Dem Sinn dieser Logik folgt eine zweite grundsätzliche Annahme, die unsere Gesellschaft in der Vergangenheit geprägt hat. Nämlich, dass Frauen Menschen zweiter Ordnung sind, also Wesen, die nicht alle Eigenschaften des Menschen tragen. So ist in patriarchalen Gesellschaften der Vergangenheit und in manchen patriarchalen Denkmodellen der Gegenwart verbreitet, Frauen als Wesen ohne Geist und in Extremfällen als Wesen ohne Seele zu sehen, was sie im Grunde (also der Idee nach) auf die Stufe von Tieren stellt.

Dieser Auffassung (die in patriarchalen Gesellschaften der Vergangenheit und einigen patriarchalen Denkmustern der Gegenwart verbreitet war und ist), folgt eine Einordnung in Subjekt und Objekt.
Dem entspricht wiederum logisch betrachtet eine Einordnung in die Kategorien Täter und Opfer.
Männer = Subjekte
Frauen = Objekte.
Männer = Täter
Frauen = Opfer.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Maskulinisten generell schwerfällt, zwischen der Beschreibung eines logischen Prinzips und einer Schuldzuweisung zu unterscheiden.
Also gerne noch einmal: diese Sätze bedeuten keine Schuldzuweisung. Wirklich nicht. Ich will deutlich machen, wie Sexismus logisch betrachtet funktioniert. Wer ihn in die Welt gesetzt hat und aufrecht erhält, ist eine sehr, sehr lange Geschichte, in der Männer, Frauen und Kinder aller Hautfarben vorkommen.
Sicherlich ist es aber für die Entstehung der Vorstellung des Subjektes als männlich und des Objektes als weiblich nicht ganz unerheblich, dass der Teil der Geschichte, in dem diese Vorstellungen entstanden, politisch von Männern dominiert wurde.

Ich spreche hier übrigens von der Vergangenheit.
Es kann also zwar durchaus einem Maskulinisten wie ein unschlagbares Argument vorkommen, wenn er nun alle möglichen Bereiche aufzählt, in denen Männer inzwischen nicht mehr dominieren, und das tut es offenbar. Es ist aber keins.
Es ist für das Verständnis des obigen Abschnittes nötig, zwischen Idee und Materie zu trennen, das muss ich Euch leider zumuten. Man nennt das „abstrahieren“. Wenn also die logische Wurzel des Sexismus die Vorstellung einer Norm ist, also die Vorstellung „des“ Menschen als männlich, so bedeutet das nicht, dass dies der historische Grund für Sexismus ist.
Es ist in der Tat anders herum. Das Patriarchat war die Gesellschaftsform, die diese Vorstellung erzeugte. In ungefähr dieser Reihenfolge:

1) das Patriarchat:

entstand aus verschiedenen politischen und auch biologischen Faktoren.

2) die Sexistische Logik:

entstand während des Patriarchats.

3) das Patriarchat:

ist inzwischen hierzulande (grundsätzlich rechtlich) abgeschafft.

4) die Sexistische Logik:

steckt aber noch in den Köpfen, auch bei uns.

Nur nebenbei: Auch ich finde es etwas unbefriedigend, dass mich die Umstände zwingen, derart einfach zu formulieren. Natürlich wäre es unbedingt nötig, auf die Faktoren, die zur Entstehung des Patriarchats beigetragen haben, näher einzugehen. Das kann ich nicht erschöpfend tun. Als kleiner Hinweis mag reichen, dass es sich bei den biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau mindestens darum handelt, dass Frauen Kinder zur Welt bringen, die aus von Männern befruchteten Eizellen hervorgehen. Weitere biologische Unterschiede sind zumindest umstritten. Schon aus dem Umstand aber, dass Frauen Kinder bekommen deren Vätern an einer Garantie auf ihre Vaterschaft gelegen ist, ergibt sich für Männer eine grundsätzliche Motivation, eine Gesellschaft zu errichten, die mindestens die Sexualität der Frauen kontrolliert.

Zurück zum Thema. Da ich hoffe, die Logik (also nicht die historische Entstehung) des Sexismus ein weiteres Mal so einfach und klar es mir möglich ist beschrieben zu haben, möchte ich gern ein paar Dinge betonen:

Hinweise darauf, das es auch Männern schlecht ergeht, sind kein Gegenargument.

Nein, auch wenn ich jetzt arrogant wirken mag, das sind sie nicht. Sexismus ist nämlich nicht einfach, dass es Frauen schlechter geht als Männern.
Sexismus bedeutet, dass wir in einer Gesellschaft leben, die aus einer langen Tradition hervorgegangen ist, die Frauen als Menschen anderer Art bzw. Objekte, ansah und deren Denkmodelle noch wirken. Das kann im Einzelfall bedeuten, dass gerade Frauen davon profitieren.

Nun schrieb mir jemand zu Recht, dass das alles nichts Neues sei. Und es stimmt. Eigentlich ist das ein alter Hut. Ich finde es aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Kampf gegen sexistische Denkmodelle nicht darin besteht, sich darüber zu streiten, ob es Männern besser geht als Frauen oder Frauen besser als Männer, wer vor Gericht härter bestraft wir, wer mehr verdient etc.

Ich finde es wichtig, Folgendes festzustellen,

Dass Männer vor Gericht für ähnliche Straftaten statistisch gesehen härter bestraft werden lässt sich als Folge der sexistischen Logik sehen.
(Männer = Subjekte = Täter. Frauen = Objekte = Opfer.)

Wenn Frauen eher in Notsituationen geholfen wird, hängt das vermutlich mit einer Sichtweise zusammen, die Frauen eher als Männern Hilflosigkeit unterstellt. (Männer = Subjekte = Täter. Frauen = Objekte = Opfer.)

Dass die Selbstmordrate bei Männern höher liegt, lässt sich als Folge dessen sehen, dass das Ideal des Mannes als Herr seines Schicksals und Ernährer der Familie zu einer größeren Frustration führt, als mit Überbleibseln eines passiven Weiblichkeitsmodells aufzuwachsen.

(undsoweiter – nennt mir weitere maskulinistische „Argumente“ und ich formuliere gern weitere ähnliche Sätze.)

Maskulinisten bekämpfen alles, was als Gender-Studies-Kram oder gar Feminismus durchgehen kann mit einer Wut, die sie am Denken hindert,

was ein bisschen schade ist, weil das Denken sie eventuell dahin bringen könnte, zu erkennen, dass Feministinnen sich (aus anderen Gründen freilich) gegen genau die Logik wenden, die all das hervorbringt, unter dem die Maskulinisten zu leiden vorgeben.
Ich bitte um Verzeihung, das war ein komplizierter Satz. Also:
Sexismus bringt das hervor, worunter Ihr zu leiden vorgebt. Sexismus-Kritik anzugreifen bestärkt also das, worunter Ihr zu leiden vorgebt. Einfach genug?

Was soll‘s, eigentlich rechne ich aus Erfahrung schon nicht mehr damit, dass hier noch ein Maskulinist mitliest. War ja relativ viel Text und auch viel Logik – und irgendwie habe ich den Eindruck gewonnen, dass Denken jenseits des linksversifft grünen Spektrums nicht so hoch im Kurs steht.
Also Tschüß, Männerrechtler. Es war schön mit Euch. Ich habe mich mal mit ein paar Salafisten unterhalten und ich muss sagen, die waren zwar noch etwas verbohrter, aber ich hatte halb so viel Spaß mit ihnen. Danke also.

Über kunstproduktion

Musikproduzent, Studio Nord Bremen. geboren 1974, Studium der Kunst und Musik, zahlreiche Albumproduktionen in London, Hannover, Hamburg, Bremen.
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23 Antworten zu Liebe Maskulinisten (2)

  1. kunstproduktion schreibt:

    Lieber Christian,

    Ich respektiere natürlich Deinen Wunsch, mir unbedingt zu widersprechen, aber mir fällt auf, dass Du es wohl versäumt hast, Deine Axiome zu hinterfragen, wie es für einen guten Text ja eigentlich nötig wäre. Ich hole das gern für Dich nach.

    Du legst nahe, die Existenz der Theorie, Frauen wären nicht vernunftbegabt bzw. hätten keine Seele, sei eine bloße Behauptung meinerseits.
    Das habe ich mir allerdings nicht ausgedacht. Da wäre zum Beispiel Plato mit „Nur Männer sind direkt von den Göttern geschaffen und haben eine Seele.“
    Aristoteles schreibt: „Das Weib ist Weib durch das Fehlen gewisser Eigenschaften. Wir müssen das Wesen der Frau als etwas betrachten, was an einer natürlichen Unvollkommenheit leidet.“ Beide sind ja, meine ich, nicht ganz ohne Einfluss auf die abendländische Denkweise gewesen. Dementsprechend ging auch die Kirche über weite Strecken des Mittelalters davon aus, dass die Frau so etwas wie ein reduzierter Mann sei. Im Alawitischen Islam wird heute noch davon ausgegangen, dass Frauen keine Seele haben.
    Wir wollen den Rahmen nicht sprengen, auch zur Auffassung, Frauen seien nicht vernunftbegabt, gibt es ein bisschen was zu finden.

    Dann wird es etwas seltsam, nämlich wenn Du schreibst, es habe das Patriarchat nie gegeben. Ich möchte jetzt nicht einmal Wikipedia zu Rate ziehen, mir reicht da eigentlich, mir anzusehen, was das Wort Patriarchat eigentlich bedeutet: Männerherrschaft.
    Herrschaft ist ja, so nehme ich an behaupten zu können, die Ausübung von Macht. Irgendwie scheint mir die Annahme abwegig, dass es in der Geschichte kein Beispiel für eine Gesellschaft gibt, in der die Herrschaft von Männern ausgeübt wurde. Die Macht lag in vergangenen Zeiten ja zumeist in den Händen von Königen oder Kaisern. Oder Fürsten, Grafen, Herzogen. Oder irgendwelcher Warlords. Das waren ja, wenn ich nicht ganz irre, nicht immer Frauen.

    Bei Deinen als Gegenargument gemeinten Kommentaren zu meinen Beispielen männlicher Benachteiligung geht es auch recht bunt zu. Du findest, dass die Annahme, dass Frauen schutzbedürftiger seien und weniger bösartig, stehe in irgend einer Art von Widerspruch zur Auffassung der Frau als Objekt, bzw. Opfer. Ich frage mich, wo da eigentlich der Widerspruch liegt?
    Den nächsten Satz „Frauen sind auch häufiger hilfloser. Ein wahrscheinlicherer Grund ist, dass Eier teuer und Sperma billig ist und eine Selektion auf den Schutz von Frauen und das Signalisieren von Stärke bei Männern stattgefunden hat.“ – ja nun, Du musst entschuldigen, vielleicht will ich Dir nicht in diesen dunklen Keller folgen. Aber, nun gut, ich versuch’s. Du möchtest andeuten, dass hier kein sexistisches Denkmuster vorliegt, indem Du dieses sexistische Denkmuster als wahr bezeichnest. Ich glaube hier wird ein bisschen deutlich, wie wenig Du eigentlich begriffen hast, worum es mir geht.
    Da Dir mein Kerngedanke (dass nämlich der Kampf gegen Sexismuskritik, den Du offenbar führen zu müssen glaubst, genau die Umstände stärkt, unter denen Du zu leiden vorgibst) wohl verschlossen bleiben wird, lasse ich Dir gerne den vermeintlichen Triumph. Du magst gern in dem Glauben verbleiben, das mit dem Sperma sei irgendwie ein in diesem Zusammenhang gültiges Argument.
    Um so mehr freut es mich, dass Du mir offenbar zustimmst, was die Selbstmorde angeht. Auch ich finde, dass man eine höhere Selbstmordrate sehr gut dadurch erklären kann, dass der Anspruch an Männer, alles alleine geregelt zu bekommen (Subjekt, Herr der Lage) mit der heutigen Realität weniger harmoniert als das weniger einzelkämpferische Selbstverständnis, das Frauen durch die Gesellschaft vermittelt bekommen.

    Auch den nächsten Sätzen kann ich vorbehaltlos zustimmen. Frauen sind gar nicht so passiv, wie die abendländische Philosophie, die monotheistischen Religionen, eine lannge realpolitische Tradition und das von mir angesprochene und sexistsche Denkmuster nahelegen. Ja, das stimmt!
    Ich denke allerdings, Du hast da ein ganz wesentliches Anliegen Feminismus nicht so recht verstanden. Frauen geht meines Erachtens nicht darum, das sexistische Subjekt/Objekt Denkmuster durchzusetzen, ich meine doch, sie wollen es abschaffen.
    Feminismus heißt – ich möchte jetzt nicht rechthaberisch erscheinen, also korrigiere mich, wenn ich irre – soweit ich das verstanden habe also nicht, dass Frauen die Opferrolle für sich beanspruchen. Ich glaube, sie wollen erreichen, keine Opfer zu sein.

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    • elmardiederichs schreibt:

      Chistian von AllesEvolution geht es allein um mediale Sichtbarkeit und Dominanz. Bitte lass dich nicht täuschen, er steht mir seinen Anliegen weitgehend allein und gehört nicht zu den ernstzunehmenden Männerrechtlern oder Maskulisten.

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  2. fiesematentin schreibt:

    Mit großem Interesse und zugebenermaßen streckenweise begeistertem Amüsement verfolge ich dieses kleine philosophische Duell … oder ist es eher politisch, sozialwissenschaftlich…? Egal. Da versucht jemand die Logik des Sexismus zu erklären, mit ausgesprochen klugen Gedanken und vielleicht sogar mit der Absicht, die Welt durch Aufklärung ein kleines bisschen besser zu machen – das ist selbstverständlich eine gewagte These, wenn nicht sogar eine plumpe Unterstellung – und der andere Part möchte mit aller Macht widersprechen. Die Intention des Logik-Erklärers meine ich zu verstehen, doch ich frage mich, mit welcher Absicht der Widersacher so dringend widersprechen muss. Welche Intention verfolgst du, Christian?

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    • ich finde schlicht seine Gedanken nicht so klug und relativ unausgereift.
      Zum einen ist vieles bereits nicht Sexismus, es sind schlicht Geschlechterunterschiede.
      Zum anderen verachten Männer Frauen auch nicht.

      Es ist ein schlicht sehr einfaches Bild.
      Um da wirklich zu diskutieren müsste er vielleicht mal definieren, welchen Sexismus er heute sieht.
      Der Gender Pay Gap zB ist im Prinzip vollständig zu bereinigen

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      • fiesematentin schreibt:

        Nun ja, ob bereinigtes oder unbereinigtes Gender Pay Gap, mir fällt es schwer, heute überhaupt noch irgendwelchen Statistiken Glauben zu schenken. Man sollte sich sehr genau anschauen, wer die jeweilige statistische Analyse in Auftrag gegeben hat…

        Mir ist allerdings immer noch nicht klar, mit welcher Intention du diskutierst, Christian. Du hältst Gregors Argumente für nicht sehr klug, für zu simple – okay, das habe ich verstanden – nur was möchtest du der Welt damit sagen? Sexismus gibt es nicht?! Glaubst du das wirklich?

        Abgesehen davon geht es in Gregors Text um die Logik des Sexismus, um ein Prinzip, das noch bis in die heutige Gesellschaft wirkt. Beispiele hat er doch angeführt, damit also seine Sicht auf die aktuelle gesellschaftliche Situation kundgetan. Dabei aber – Obacht! – nicht ein einziges Mal behauptet, Männer würden Frauen verachten.

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  3. kunstproduktion schreibt:

    Ich lasse diesen verzweifelten Versuch, mit Schmutz zu werfen mal als Beispiel stehen, behalte mir aber vor, ansonsten Kommentare nur freizuschalten, wenn sie nicht derart weit am Thema vorbei zielen 🙂

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  4. djadmoros schreibt:

    Das ist doch nett. Wenn Kritiker der Männerrechtler/Maskulisten zur Abwechslung mal mit diesen reden, dann will ich der Diskussion nicht ausweichen. Ich versuche das aus Zeitgründen mal im Telegrammstil, um zumindest meine Haupteinwände darzulegen.

    Punkt 1:

    »Die Logik des Sexismus hat ihre gedankliche Wurzel in der Vorstellung des Menschen als Mann.«

    und

    »Männer sind normale Menschen, Frauen sind weibliche Menschen.«

    Das Problem an diesem Einwand ist nicht, dass er völlig falsch wäre, sondern dass er auf einer Halbwahrheit beruht. Die eigene Gruppe als die »Norm« und das »Normale« zu betrachten, ist kein geschlechtsspezifisches, sondern ein anthropologisch grundlegendes Merkmal des Homo Sapiens. Viele Stammesnamen, mit denen sich primitive Gesellschaften selbst bezeichnet, bedeutet einfach »die Menschen«, und der Fremde, auf den man notfalls mit Waffengewalt losgeht und demgegenüber die Unterscheidung von Binnenmoral und Außenmoral greift, ist fremd nicht gegenüber einem Geschlecht, sondern fremd gegenüber der ganzen Gruppe inklusive der Frauen. Verglichen mit dieser Fremdheit gegenüber der Exosphäre verblassen alle internen Differenzierungen des Verwandtschaftsverbandes zur Nebensächlichkeit, und diese Fremdheit lässt sich rekursiv auf jeweils größere In- und Outgroups übertragen.

    Grundsätzlich ist aber aufgrund der ethnologisch gut belegten Tatsache, dass die Abwertung des Fremden eine allgemein menschliche Eigenschaft ist, eine interne Abwertung des anderen Geschlechts keine Eigenschaft nur eines einzigen Geschlechts. Männer und Frauen können das beide gleich gut, und Frauen sind psychisch ebenso gut dazu disponiert, Feinde der Gemeinschaft der physischen Folter zu unterwerfen wie Männer, man schaue nur auf die Folter von Kriegsgefangenen bei amerikanischen Indianern.

    »Sexismus« hat von daher zunächst einmal nichts mit irgendeinem »Patriarchat« zu tun. Das in bestimmten Epochen nachweisbare gesellschaftliche Übergewicht eines männlichen gegenüber einem weiblichen Sexismus ist daher die Folge einer historischen Kräfteverschiebung »zugunsten des Mannes« – was ich in Anführungsstrichen schreibe, weil die nächste Perspektivverkürzung mit dieser scheinbar offensichtlichen feststellung bereits vorprogrammiert ist. Denn wenn innerhalb einer In-Group Männer gegenüber Frauen in eine Position der »Dominanz« geraten, dann hat das spezifische historische Gründe.

    »Sicherlich ist es aber für die Entstehung der Vorstellung des Subjektes als männlich und des Objektes als weiblich nicht ganz unerheblich, dass der Teil der Geschichte, in dem diese Vorstellungen entstanden, politisch von Männern dominiert wurde.«

    Das stimmt, aber man darf nicht außer Betracht lassen, wie diese Dominanz zustandekam. Um es auf den Punkt zu bringen: erstens handelt es sich um eine Gewichtsverschiebung in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, die das evolutionär entstandene, im »Naturzustand« ausbalancierte Verhältnis zwischen der den Männern zugewiesenen »Exosphäre« und der den Frauen zugewiesenen »Endosphäre« der Gesellschaft in ein Ungleichgewicht gebracht hat. Und zwar nicht aufgrund angeblich besonderer psychodynamischer Eigenschaften des Mannes, wie das vom Feminismus in Konzepten wie einer »männlichen Hegemonialität« und anderen typischerweise unterstellt wird, sondern aufgrund eines im Zuge der neolithischen Bevölkerungsexplosion sowie der nacheiszeitlich klimabedingten Schrumpfung geeigneter menschlicher Lebensräume sprunghaften Anwachsens des in der »Exosphäre« anfallenden politischen Regelungs- und Koordinationsbedarfs.

    Und zweitens geschieht diese Gewichtsverschiebung nicht zum Privatvergnügen des Mannes, sondern um des Fortbestands der Gemeinschaft willen, denn der Mann bezahlt dieselbe Entwicklung mit einer sprunghaften Erhöhung seiner Disponibilität: im Verlauf dieser historischen Entwicklung werden zwar einerseits Frauen konsequenter unterworfen, aber zugleich auch Männer konsequenter verheizt. Und diese Komplementarität der Kostenbilanzen ist vom Feminismus radikal aus dem Bewusstsein verdrängt worden. Das Männer die manifesten Akteure dieser Entwicklung sind, bedeutet nicht, dass sie psychodynamisch ein besonderes Bedürfnis dazu hätten, sondern nur, dass sie in der Position der Exosphäre dazu überdeterminiert waren, zumal sie weiterhin von innen mit weiblichen Verhaltenserwartungen konfrontiert bleiben.

    »Schon aus dem Umstand aber, dass Frauen Kinder bekommen deren Vätern an einer Garantie auf ihre Vaterschaft gelegen ist, ergibt sich für Männer eine grundsätzliche Motivation, eine Gesellschaft zu errichten, die mindestens die Sexualität der Frauen kontrolliert.«

    Das ist die klassische Gestalt des feministischen psychodynamischen Fehlschlusses. Denn als grundsätzliche Motivation ergibt sich hieraus nur der Anspruch, dass die Frau, an deren Versorgung sich der Mann im Rahmen der ursprünglichen Arbeitsteilung beteiligt, ihm nicht untreu sein soll. Und das ist nicht mehr als ein Fairnessgebot, das auch in modernen Gesellschaften mit Gleichheitspostulat nur billig ist. Eine »Kontrolle der weiblichen Sexualität« ist im Rahmen primitiver Heiratsregeln ein kollektives, nicht mit einem Sondernutzen für bloß ein Geschlecht verbundenes Ziel, das auf das Überleben der Stammesgemeinschaft zielt. Und ihm komplementär ist die Kontrolle der männlichen Körperkraft und Versorgungskapazität zum Nutzen des Kollektivs. Kommen wir im Lichte dieser Erläuterung nun zur sogenannten »sexistischen Logik«:

    »(Männer = Subjekte = Täter. Frauen = Objekte = Opfer.)«

    Diese Grundformel des Sexismus ist eine Konstruktion, die einen komplexen Sachverhalt auf ein binäres Schema einschrumpft. Wäre feministische Theorie tatsächlich eine kritische Theorie der Gesellschaft, würde sie diesen Konstruktionscharakter offenlegen. Davon kann aber keine Rede sein – im Gegenteil: Feministinnen argumentieren so, als seien alle Männer (#yesallmen) tatsächlich Subjekte und Täter und alle Frauen tatsächlich Objekte und Opfer. Das ist jedoch empirisch in keiner Weise zu rechtfertigen. Also sind Feministinnen entweder selbst im universellen Verblendungszusammenhang eines Sexismus gefangen (was sie vehement abstreiten würden) – dann sind sie als Kritikerinnen der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht ernst zu nehmen. Oder aber sie üben hier einen eigenen, genuin weiblichen Sexismus (der grob gesagt auf einen moralischen weiblichen Suprematismus hinausläuft, der sich zumindest für die moderne Gesellschaft empirisch sehr gut nachweisen lässt), der eine eigenständige Ableitungsform aus der anthropologisch allgemeinen Tendenz zum Misstrauen gegen Fremde darstellt. Und dann sind sie als Kritikerinnen der gesellschaftlichen Verhältnisse ebenfalls nicht ernst zu nehmen.

    Im Fazit bedeutet dies, dass die feministische Perspektive, welche »männliche Dominanz« und einen entsprechend hergeleiteten »Sexismus« zum Ausgangspunkt der Argumentation macht, auf fundamentale und systematische Weise verzerrt ist, nämlich im Sinne einer empirischen Bilanzfälschung zuzüglich Geschichtsklitterung. Woraus sich ergibt, dass die These,

    »dass Feministinnen sich … gegen genau die Logik wenden, die all das hervorbringt, unter dem die Maskulinisten zu leiden vorgeben.«

    einen kapitalen Fehlschluss darstellt. Feministinnen kritisieren diese Logik nicht nur nicht, sondern wenden sie selber an. Und auch die Zwischenüberschrift lässt sich in diesem Sinne umkehren: der Vorwurf »einer Wut, die sie am Denken hindert«, trifft die Feministinnen ebenfalls selbst.

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  5. Pingback: »Die Logik des Sexismus« – Geschlechterallerlei

  6. tom174 schreibt:

    „Männer = Subjekte = Täter. Frauen = Objekte = Opfer.“
    Unterschreibe ich. Das ist durchaus in unserer Gesellschaft tief verankert, und da raus zu kommen, da setze ich alles dran (gerade auch für meine zwei großartigen Töchtern). Mein Problem ist aber, dass ich da in den wenigsten Feministen Verbündete finde. Die meisten Claims hier sind ausschließlich an Männer gerichtet, sich gefälligst zu ändern und ihre „Privilegien“ abzugeben. Sich selbst zu ändern (zum Beispiel der Karriere alles andere zu opfern) oder auf eigene Privilegien zu verzichten kommt nicht wirklich vor.
    Mir wird da vieles zu einseitig betrachtet und nur auf die Vorteile der anderen Gruppe geschielt, die Nachteile, die die Rollenverteilung mit sich bringt, aber konsequent ausgeblendet. Ebenso wie die Vorteile der eigenen Rolle. Ein Staat der permanent von einer systematischen Benachteiligung der Frau ausgeht, und damit dann auch rechtfertigt, dass ein Gleichstellungsbeauftragter selbstverständlich nur eine Frau sein kann, kann ich im Sinne der Neutralität nicht wirklich ernst nehmen. Natürlich geht er davon aus, dass Frauen nur Objekte und Männer die Subjekte sind, aber gibt es dagegen irgendwo einen feministischen Aufschrei? Es gibt rechtlich nicht ein Gesetz mehr, das Frauen schlechter stellt als Männer, umgekehrt aber einige. Bei der Beschneidungsdebatte habe ich eine Feministin gesehen, die dagegen anschrieb. Das war’s. Die Emma befürwortete dies mit dem angeblichen Zusatzschutz von Frauen für eine HPV Infektion. Subjekt/Objekt par Excellence.

    Ich wäre froh,wenn wir uns nur um Menschenrechte und nicht um Männer und Frauenrechte getrennt voneinander unterhalten könnten, aber alles, was derzeit unter dem Label Gleichstellung läuft ist ein Nachteilsausgleich für die Frau gegenüber dem Mann, umgekehrt läuft da leider nichts. Und da gibt es gesellschaftlich doch sehr viele Felder.
    Bei jeder Pisa Studie wird auf jeder Nachrichtenseite und natürlich in jeder feministischen Publikation der Rückstand der Mädchen in den Mintfächern beklagt. Dass die Jungs in der Lesekompetenz immer weiter abgeschlagen werden ist maximal eine Randnotiz. Maßnahmen werden da keine gefordert. Sind die Subjekte, sollen sich nicht so anstellen. Es gibt, weil Männer eben die Subjekte sind, jeder für sich einzeln verantwortlich, keine Lobby die sich darum kümmern würde. Männer sind ja überall an der Macht, was könnten die denn da noch für Probleme haben? Das muss doch alles kein entweder oder sein. Es kann eine Stelle geben, bei der männliche Gewaltopfer Schutz finden und eine für Frauen. Trotzdem wurden „Männerhäuser“ von Feministen bekämpft.
    Dann gibt es aber auch weite Teile, bei denen Männer objektifiziert werden, und wieder gibt es keinen Widerstand. Das hier war einer der ersten Texte, die mich aus der Männerrechtsecke beeindruckten: https://leifleser.wordpress.com/2014/07/17/die-territoriale-wehrverwaltung-vs-feministische-objektifizierungstheorie/ Für mich war die Musterung halt so, ich hatte da nie drüber nachgedacht. Mein Wehrdienst, ähnlich.Ich fand es zwar damals schon unfair, dass Frauen dieser Erspart blieb, in der Schule hatten wir da mal eine Diskussion zu, da meinte unsere Klassenfeministin „aber wir müssen ja auch die Kinder kriegen“ Heute würde ich sagen: Nein müsst ihr nicht, ihr habt die Wahl“; damals habe ich das geschluckt.
    Ich bin absolut dafür, Sexismus zu bekämpfen, aber man muss auch akzeptieren, dass es auch Sexismus gegen Männer gibt und integral angegangen werden muss. Das „Sexismus gegen Männer gibt es nicht“ ist etwas, dass mich ein für alle Mal aus dem Feminismus vertrieben hat. Ich will, dass das Ziel ist, jeden einzelnen Menschen, unabhängig seines Geschlechts, sexueller Orientierung, Hautfarbe oder Religion, gleich fair zu behandeln. Welches Label sich da meine Gleichgesinnten umhängen, ist mir dabei absolut egal.

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  7. elmardiederichs schreibt:

    „Was soll‘s, eigentlich rechne ich aus Erfahrung schon nicht mehr damit, dass hier noch ein Maskulinist mitliest.“

    Keineswegs – als Maskulist lese ich eine Menge Zeug, das meine Gegner so täglich emittieren.

    „Also Tschüß, Männerrechtler“

    Was bringt dich übrigens auf die Idee, Männerrechtler seien Maskulisten? Wo hast du das her?

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    • kunstproduktion schreibt:

      Nun, ich nahm an, dass Maskulinisten (bzw. Maskulisten) sich für die Rechte von Männern einsetzen. Tun sie das nicht?

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      • elmardiederichs schreibt:

        Das Verhältnis von Maskulisten zu Männerrechtlern ist – etwas skizzenhaft – ungefähr so:

        1. Männerrechtler sind fast ausschließlich Väterrechtler. Das sind Männer, die in den üblichen Familiengerichtsprozessen, aus ihren Familien geworfen wurden und nun beliebig pragmatisch in Sachen Männer sind, einfach weil sie ihre Kinderr sehen und sich um sie kümmerne wollen. Entsprechend unpolitisch sind sie und sie haben keinerlei Ambitionen, irgendeine Theorie zu entwickeln oder einer zu folgen. Entsprechend ziehen sich solche Väterrechter leider auch sofort wieder ins Private zurück, sobald sich der Kontakt zu ihren Kindern signifikant bessert – leider. Männerrechtler, die nicht aus persönlichen Gründen zu Väterrechtlern werden, gibt es auch – mich z.B.. Aber sie sind selten.

        2. Richtig ist, daß im Grunde alle Maskulisten Männerrechtler sind, die Umkehrung gilt aber nicht, da der Maskulismus der theoretische Arm der Männerbewegung sein will. Diese theoretische Komponente zerfällt wiederum:

        a) Maskulismus von einem politischen Standpunkt aus: Bestes Beispiel ist hier Arne Hoffmann mit seinem linken Maskulismus. Ansonsten gibt es linke, liberale und rechte Männerrechtler und es gibt ebenfalls solche – wie mich – die mit Maskulismus keinen politischen Standpunkt verknüpfen.

        b) Die in Sachen Männer politisch neutralen Männeraktivisten zerfallen wiederrum in die NIcht-Feministen, die keinerlei label wollen, insofern sie alle label irreführend finden und die Antifeministen (ja, das ist tatsächlich kein politischer Standpunkt). Der gemeinsame Nenner dieser Gruppe dürfte der humanistische Standpunkt sind. Gelegentlich wiird dieser Humanismus zu einer philosophischen Theorie ausgebaut – wie z.B. bei mir. Ich würde mich als analytischen Maskulisten bezeichnen, der von einem humanistischen Standpunkt aus, Antifeminist ist. [Ich lass das mal so stehen, denn mir ist natürlich klar, daß diese Aussagen in deinen Ohren geradezu verrückt klingen müssen.]

        c) Und dann gibt es da natürlich noch die Maskulisten, die meinen, daß der Feminismus zu einer humanistischen Theorie weiterentwickelt werden könnte und sich insofern eine Kooperation zwischen einem künftigen Feminismus und einem humanistisch angehauchten Maskulismus wünschen. Diese Leute sind (zu meinem Bedauern) gar nicht mal selten.

        Sicherlich sind einige Splittergruppen damit noch nicht erwähnt worden, aber ich will dich ja auch nicht langweilen.

        Soweit ich weiß, gibt es übrigens keinen Maskulisten, der sich selbst als „Maskulinist“ bezeichnet – was auch einleuchtet, denn analog bezeichnet sich niemand als „Femininist“. Ich habe auch noch nie gelesen oder gehört, daß Männerechtler oder andere den Ausdruck „Femininismus“ benutzen. Tatsächlich wird „Maskulinismus“ ausschließlich von Feministen benutzt, um an die seid ca. 250 die Gesellschaft ubiquitär strukturierenden Androphobie zu appellieren, insofern sie Menschen, die für Männer eintreten, verächtlich machen wollen: Bei „maskulin“ denkt doch jeder gleich an unzivilisierte Halbaffen, denen niemand je mehr Kultur beibringen könnte, als man braucht, um sich einen runter zu holen – oder irgendetwas in der Art, was vergleichbar „IIIIIIIhhhhhhhhhhhhhh“ ist.

        Ich finde auch an Männerrechten nichts Seltsames. Schließich sind Männer ebenfalls Menschen (so überraschend das klingen mag), so daß Männerrechte einfach Menschenrechte sind – wie Frauenrechte natürlich auch. Der Ausdruck „Männerrechte“ wird bei einigen Maskulisten und anderen Sympathisanten übrigens nicht gern gesehen – eben weil argumentiert wird, daß es bei unserer Bewegung eben allein und nicht um mehr als um Menschenrechte geht. Ich sehe das jedoch anders, weil die reproduktiven Rechte unvermeidlich geschlechtsspezifisch sind.

        Ich hoffe, daß hat dir erst mal weitergeholfen.

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  8. fiesematentin schreibt:

    Die entscheidende Frage, die sich mir stellt, ist: Warum bedeutet sich FÜR etwas einzusetzen gleichzeitig sich gegen etwas stellen zu müssen? Oder plakativer: FÜR etwas zu kämpfen beinhaltet zwangsläufig GEGEN etwas zu kämpfen? Ginge es denjenigen, die die Benachteiligung der Männer im Gegensatz zu Frauen beklagen, tatsächlich um Gleichberechtigung und damit Gerechtigkeit, könnten sie doch einfach die bisherigen Errungenschaften der Frauen feiern, anstatt sich selbst in die Opferrolle zu flüchten und leidend mit dem Finger auf das Gegenüber zu zeigen. Höchste Zeit, das System „Täter – Opfer“ zu durchbrechen. Eine Umkehrung der bisherigen Rollen bringt nichts, sondern manifestiert vielmehr das sexistische Prinzip, das sich so hartnäckig in den Köpfen hält.

    Und so komme ich gern noch einmal auf die Zielsetzung der Maskulisten zurück: Welche Intention verfolgen Maskulisten denn nun wirklich? Welche Zielsetzung steckt hinter dem vehementen Streiten GEGEN Feminismus? (Wobei es DEN Feminismus ja gar nicht gibt, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen feministischen Strömungen, die sich je nach Kultur, Gesellschaft oder politischem Hintergrund voneinander unterscheiden. Aber das nur nebenbei.) Und vor allem: Ist das Streiten GEGEN Feminismus denn nun wirklich notwendig, um eine positive Veränderung zu erreichen? Konstruktiv ist was anderes.

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    • elmardiederichs schreibt:

      „Die entscheidende Frage, die sich mir stellt, ist: Warum bedeutet sich FÜR etwas einzusetzen gleichzeitig sich gegen etwas stellen zu müssen? Oder plakativer: FÜR etwas zu kämpfen beinhaltet zwangsläufig GEGEN etwas zu kämpfen?“

      Völlig richtig – höchstens der, der sich auch für die Menschenrechte von Frauen einsetzt, kann in meinen Augen als Maskulist glaubhaft sein.

      „könnten sie doch einfach die bisherigen Errungenschaften der Frauen feiern, anstatt sich selbst in die Opferrolle zu flüchten und leidend mit dem Finger auf das Gegenüber zu zeigen.“

      Der Sexismus dieser Aussage liegt in meinen Augen in der explizit benutzten Entweder-Oder-Exklusivität. Wenn die Feministen oder Frauen sich feiern wollen, dann habe ich nichts dagegen. Warum mir das verbieten soll, mich für die Probleme meiner männlichen Mitmenschen zu interessieren, kann ich nicht einsehen. Und weil die Probleme der Männer nun mal mit dem Verhalten der Frauen zusammenhängen, bleibt uns Maskulisten nichts anderes übrig als simultan die Privilegien der Frauen anzuprangern.

      „Welche Intention verfolgen Maskulisten denn nun wirklich?“

      Die präzise Antwort darauf hängt – wie oben dargelegt – davon ab, welche maskulistische Strömung man betrachtet. Aber ich denke, alle Männerechter und Maskulisten wären erstmal sehr zufrieden, wenn Männer dieselben Rechte wie Frauen bekommen würden … für den Anfang.

      „Welche Zielsetzung steckt hinter dem vehementen Streiten GEGEN Feminismus?“

      Es wird immer dann von Maskulisten gegen Feministen gestritten, wenn diese Maskulisten erkennen, daß Feminismus einen antihumanistischen Geschlechterrevanchismus betreibt. Mit anderen Worten: Wer nur bei Wikipedia nachließt, was Feminismus ist oder die taz zu dieser Frage konsultiert, der wird den heutigen Antifeminismus nie verstehen.

      „Wobei es DEN Feminismus ja gar nicht gibt, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen feministischen Strömungen, die sich je nach Kultur, Gesellschaft oder politischem Hintergrund voneinander unterscheiden.“

      Das leider auch falsch – falls man unterscheidet zwischen dem Feminismus als politischem und insofern variablen Zeitgeist und feministischer Theorie. Die feministische Theorie gibt es erst seid de-Beavoir und sie ist über die dort aufgeworfenen Fragen kaum hinausgekommen – auch wenn immer anderen Mittel aus angrenzenden Gebieten wie Psychologie, Soziologie und Philosophie benutzt wurden, um Antworten zu generieren. Ich könnte zu entsprechenden posts linken, bin aber nicht sicher, ob mein Kommentar dann hier geduldet werden würde. Man wird aber fündig auf meinem blog.

      „Und vor allem: Ist das Streiten GEGEN Feminismus denn nun wirklich notwendig, um eine positive Veränderung zu erreichen?“.

      Die Maskulisten verschiedener couleur beantworten das unterschiedlich. Meiner Ansicht nach gibt es zum Antifeminismus keine Alternative.

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      • fiesematentin schreibt:

        Maskulisten sollten sich für die Menschenrechte von Frauen einsetzen, sagst du. Prima. Da stimme ich dir zu. Denn darum geht es mir ja. Um ein solidarisches Miteinander anstelle eines destruktiven Gegeneinanders. Und nein, es geht nicht darum, dass sich Feministinnen und Frauen selbst feiern, sondern dass sowohl Männer und Frauen die bisherigen positiven Veränderungen – ob rechtliche und stückweise kulturelle/gesellschaftliche – wertschätzen und anerkennen. Niemand möchte dir verbieten, dich für die Probleme deiner männlichen Mitmenschen zu interessieren und dafür einzusetzen. Gut so, das ist sinnvoll. Das bestreitet doch niemand.

        Du schreibst: „Und weil die Probleme der Männer nun mal mit dem Verhalten der Frauen zusammenhängen, bleibt uns Maskulisten nichts anderes übrig als simultan die Privilegien der Frauen anzuprangern.“ Das ist mir einfach zu pauschal. Es gibt sie einfach nicht, die homogene Masse der Frauen. Genauso wenig wie es DIE Feministinnen gibt, auch wenn du meine Aussage als falsch bezeichnest, ich behaupte immer noch das Gegenteil. (Dieses Spielchen der Rechthaberei könnten wir natürlich ewig fortsetzen, das führt aber zu nichts. 😉 ) Genauso wenig wie es DIE Männerrechtler oder DIE Maskulisten gibt, wie du selbst erklärt hast. Dementsprechend kann ich auch deinen Einwand nicht stehen lassen, dass das „Verhalten der Frauen“ ursächlich für die Probleme der Männer ist.

        Betreiben nicht Maskulisten genau den eben angeprangerten „antihumanistischen Geschlechterrevanchismus“ selbst? Und das ist doch der Punkt! Genau das gilt es doch zu überwinden. Es gibt eben doch eine Alternative zum simultanen Anprangern der Privilegien der Frauen, eine Alternative zum Antifeminismus: das wie oben bereits erwähnte solidarische, konstruktive Miteinander, um gleiche Menschenrechte für Frauen und Männer zu erreichen. Diese Alternative würde ich natürlich auch denjenigen Feministinnen empfehlen, die lediglich anklagend auf das männliche Gegenüber zeigen.

        Also bitte, noch einmal kurz und prägnant: Miteinander statt Gegeneinander!

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      • elmardiederichs schreibt:

        „Das ist mir einfach zu pauschal.“

        Zweifellos – weil auf Kommentarlänge gekürzt. Wer sich für unsere Themen interessiert, kann gerne nachfragen oder auf unseren blogs diskutieren.

        „Es gibt sie einfach nicht, die homogene Masse der Frauen.“

        Nun ja … was es gibt, sind Normen, denen Menschen folgen können, ohne sich dafür entschließen zu müssen. Und zwar deshalb, weil sie in die korrespondierende Lebensweise hineinwachsen. Folglich sind solche normativen Geschlechterrollen von den vom hiesigen blog-Master angenommenen Geschlechterbildern in den Köpfen verschieden. Solche Normen gibt es überall und überall ziehen sich Frauen auf die Vorteile aus diesen Normen zurück. Daraus folgt nicht, daß alle Frauen gleich sind. Wenn wir Maskulisten das glauben würden, dann wären wir all MGTOW-Vertreter. Doch das sind die wengisten.

        „ich behaupte immer noch das Gegenteil.“

        Es bleibt eine Behauptung. Wer auf meinem blog mal nach Feminismus sucht, der findet eine elaborierte Begründung, die du hier schuldig bleibst.

        „Dementsprechend kann ich auch deinen Einwand nicht stehen lassen, dass das “Verhalten der Frauen” ursächlich für die Probleme der Männer ist.“

        Korrekt, ich formuliere es präziser: Weibliches Verhalten ist das Problem. Weibliches Verhalten ist eines, daß bestrebt ist, dem Ideal der Weiblichkeit nachzueifern. Es kann sowohl von Männern wie von Frauen ausgeführt werden. Männern wird das aber typischer nicht geglaubt, Mann macht sich damit nur lächerlich. Für Frauen hingegen bringt es Ehre als Vertreter von Weiblichkeit, diesem Ideal nachzueifern. Ohne Normen würde diese Verständnis von weiblichem Verhalten keinen Sinn machen.

        Worin dieses weibliche Verhalten besteht, ist natürlich ein weites Feld. Aber ich darf wenigstens darauf hinweisen, daß es kein weibliches Verhalten gibt, ohne die Vorstellung, daß die Geschlechter nicht den gleichen Wert haben: Weiblichkeit ist wertvoller.

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      • elmardiederichs schreibt:

        Übrigens hat der feministische guardian sich gerade getraut, einen interessanten Artikel zu veräffentlichen:
        https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2016/may/18/womens-rights-happiness-wellbeing-gender-gap

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      • elmardiederichs schreibt:

        Und dann habe ich ja glatt eine Hälfte des Kommentars vergessen:

        „Betreiben nicht Maskulisten genau den eben angeprangerten “antihumanistischen Geschlechterrevanchismus” selbst?“

        Nein. Wie kommt es zu dieser Behauptung?

        „Genau das gilt es doch zu überwinden.“

        Deshalb: Antifeminismus.

        „Es gibt eben doch eine Alternative zum simultanen Anprangern der Privilegien der Frauen, eine Alternative zum Antifeminismus“

        Ich sehe keine. Vielleicht kannst du die mal ausformulieren – gern auch als Gastbeitrag auf meinem blog.

        „das wie oben bereits erwähnte solidarische, konstruktive Miteinander“

        Frauen sind unabhängig von jedem elaborierten Feminismus nicht solidarisch mit Männern – seit Jahrunderten. Ich denke angesichts dessen, sollten sich erst mal die Frauen bewegen und daß sich nun Männer trauen, aus ihren traditionellen Geschlechterrollen auszubrechen und sich nicht mehr ausbeuten, instrumentalisieren und verheizen lassen, ist nur eine natürliche Reaktionen. Sich von Frauen abzuwenden und nicht mehr mehr als Pflichterfüllung i.S.d. Menschenrechte abzuliefern, ist das eine ganz natürliche Reaktion – und eben wirklich gefährlich für Frauenprivilegien.

        „um gleiche Menschenrechte für Frauen und Männer zu erreichen.“

        Die Menschenrechtslage ist natürlich leider von Land zu Land verschiedenen, aber in Deutschland fehlt des den Frauen an nichts: Männer brauchen dringend Rechte und kein Feminist gibt das zu. Deshalb: Antifeminismus.

        „Miteinander statt Gegeneinander!“

        Sehe ich anders: Ich bin Antifeminist und meine Solidarität mit Frauen liegt als berechtigte Reaktion auf weibliches Verhalten bei Null. Natürlich behandle ich nicht alle Frauen gleich, denn sie verhalten sich verschieden. Aber gleiches Verhalten bekommt bei mir immer die gleiche Reaktion – unabhängig vom Geschlecht und DAS ist natürlich für Frauen, die wie alle Menschen nu zu gern Vorteile akkumulieren, eine echte Gefahr.

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    • pingpong schreibt:

      @fiesematentin:
      Die entscheidende Frage, die sich mir stellt, ist: Warum bedeutet sich FÜR etwas einzusetzen gleichzeitig sich gegen etwas stellen zu müssen? Oder plakativer: FÜR etwas zu kämpfen beinhaltet zwangsläufig GEGEN etwas zu kämpfen?

      Das ist ohne Zweifel eine gute Frage! Man kann feststellen, dass ein Engagement FÜR eine Sache durchaus nicht immer auch einen Kampf GEGEN etwas anderes bedeutet. Leider ist die heutige Gesellschaft ziemlich kompliziert strukturiert und gekennzeichnet von einer Vielzahl konträr entgegengesetzter Interessen: Die einen wollen in die EU, die anderen wollen aus der EU. Die einen wollen verpflichtende Elektromobilität, die anderen wollen beim Verbrennungsmotor bleiben. Die einen wollen Impfpflicht, die anderen wollen Freiheit nicht zu impfen.
      Diese beispielhafte Aufzählung von Interessen ist davon gekennzeichnet, dass die zur Disposition stehenden Möglichkeiten jeweils wechselseitig exklusiv sind, sodass ein Kompromiss zur Zufriedenheit beider Parteien nicht möglich ist: Man kann nicht in der EU bleiben und gleichzeitig draußen sein. Das ist natürlich nicht immer der Fall, z.b. kann folgende Situation leicht aufgelöst werden: Die einen wollen vegane Ernährung, die anderen wollen Eier und Fleisch. Die Auflösung lautet hier, dass man als Lebensmittelproduzent BEIDE Bedürfnisse bedient.

      Um auf deine Frage zurückzukommen, im konkreten Fall sind leider in weiten Teilen die Interessen wechselseitig exklusiv. Wenn der genderfeministische Mainstream AKTIV gegen größere Freiheit bei der Kindessorge von Trennungsvätern interveniert, dann bedeutet ein Einsatz FÜR Väterrechte eben einen Kampf GEGEN diese genderfeministischen Interventionen. Wenn der genderfeministische Mainstream AKTIV gegen eine vernünftige Betreuung von männlichen Gewaltopfern interveniert, dann bedeutet ein Einsatz FÜR bessere Betreuung von männlichen Gewaltopfern eben einen Kampf GEGEN genderfeministischen Interventionen. Die Liste lässt sich ziemlich lange weiter so fortsetzen, der Kommentator djadmoros hat vor kurzem auf einem anderen Blog (aber zu derselben Diskussion) einen wirklich sehr guten Beitrag geschrieben, hier ist der Link: https://geschlechterallerlei.wordpress.com/2017/10/18/die-logik-des-sexismus/comment-page-1/#comment-15433

      Und so komme ich gern noch einmal auf die Zielsetzung der Maskulisten zurück: Welche Intention verfolgen Maskulisten denn nun wirklich?

      Auch diese Frage wurde bereits hunderte Male beantwortet, daher verlinke ich nur auf die entsprechenden Quellen:
      https://manndat.de/ueber-manndat/was-wir-wollen

      Der Kommentator Leszek hat kürzlich die Ziele der Männerrechtsbewegung folgendermaßen charakterisiert:

      „Ich bin Männerrechtler (oder Maskulist), wenn Männerrechte und Männerbefreiung mit gleichen Chancen und gleicher Verantwortung für beide Geschlechter definiert werden. Ich bin ein Frauenrechtler, wenn Feminismus gleiche Chancen und Verantwortung für beide Geschlechter propagiert. Ich stehe im Widerspruch zu beiden Bewegungen, wenn eine sagt, unser Geschlecht ist das unterdrückte Geschlecht, deswegen haben wir Anspruch auf bestimmte Vorrechte“. Das ist nicht die Befreiung, sondern die Machtergreifung eines Geschlechtes.”

      (aus: Warren Farrell, Mythos Männermacht, Zweitausendeins, 1995, S. 29)

      “Meine zentrale These, die ich auch in dem vorliegenden Buch vertrete, lautet: ein Mensch, der diskriminiert wird, zum Opfer wird oder aus anderen Gründen leidet, verdient Zuwendung und Unterstützung unabhängig vom Geschlecht. Wünschenswert und notwendig wäre es, Benachteiligungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf beide Geschlechter zu erforschen, herauszufinden, was die möglicherweise vielfältigen Ursachen dafür sind, und realistische Lösungsstrategien zu entwickeln, die dann in einer gerechten Politik zur Anwendung kommen. Sinnvoll wäre ein integraler Antisexismus, also die Bekämpfung von Sexismus gegen beide Geschlechter statt gegen Frauenfeindlichkeit allein.”

      (aus: Arne Hoffmann – Plädoyer für eine linke Männerpolitik, 2014, S. 7)

      Insofern kann deine abschließende Frage „Ist das Streiten GEGEN Feminismus denn nun wirklich notwendig, um eine positive Veränderung zu erreichen?“ folgendermaßen beantwortet werden: Ja, das Streiten gegen Feminismus ist notwendig, dort wo er, und das ist ohne viel Aufwand empirisch eindeutig nachweisbar, einer positiven Veränderung ENTGEGENSTEHT.

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  10. fiesematentin schreibt:

    @elmardiederichs

    „Wer auf meinem blog mal nach Feminismus sucht, der findet eine elaborierte Begründung, die du hier schuldig bleibst.“

    Nein, schuldig bin ich hier niemandem etwas, aber vielleicht lese ich ja mal einen deiner elaborierten Texte, um dich besser zu verstehen.

    „Aber ich darf wenigstens darauf hinweisen, daß es kein weibliches Verhalten gibt, ohne die Vorstellung, daß die Geschlechter nicht den gleichen Wert haben: Weiblichkeit ist wertvoller.“

    Entschuldige, das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ich halte Weiblichkeit nicht für wertvoller, bin allerdings weiblich, verhalte mich dementsprechend wohl auch weiblich. Nehme ich an. Wie passt das zusammen?

    „Ich denke angesichts dessen, sollten sich erst mal die Frauen bewegen und daß sich nun Männer trauen, aus ihren traditionellen Geschlechterrollen auszubrechen und sich nicht mehr ausbeuten, instrumentalisieren und verheizen lassen, ist nur eine natürliche Reaktionen. Sich von Frauen abzuwenden und nicht mehr mehr als Pflichterfüllung i.S.d. Menschenrechte abzuliefern, ist das eine ganz natürliche Reaktion “

    Hier sehe ich wieder die Opferrolle, in die sich Maskulisten bewusst hineinbegeben, die es doch eigentlich zu überwinden gilt. Ich kann mit dieser Konkurrenz nichts anfangen. Konkurrenz schwächt und bringt nichts Positives hervor. So wie sich in der Politik diverse Parteien aufeinanderstürzen und ihre Gegner diffamieren, so scheinen auch die Maskulisten zu agieren. Das erinnert ja geradezu an kindliches Trotzverhalten. Ja, brecht aus aus euren traditionellen Geschlechterrollen, aber lasst doch mal diesen Quatsch mit dem Feindbild Feminismus. Reagiert doch nicht beleidigt auf feministische Theorien, die sich auf das Beenden der Benachteilgung von Frauen konzentrieren. Agiert doch konstruktiv und handelt aktiv solidarisch. Das wär‘ doch mal was Neues.

    @pingpong

    „Um auf deine Frage zurückzukommen, im konkreten Fall sind leider in weiten Teilen die Interessen wechselseitig exklusiv.“

    Ich sehe die Notwendigkeit eines wechselseitigen Interessenkonfliktes gar nicht. Sollte es nicht einfach um Elternrechte gehen, um die Betreuung von weiblichen wie männlichen Gewaltopfern? Wozu die Konkurrenz?!

    „Das ist nicht die Befreiung, sondern die Machtergreifung eines Geschlechtes.“

    Puh, sehr pathetisch. Das haben wir es wieder: das Feindbild. Das ist nicht meine Denke, ich halte sie für schlichtweg falsch.

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    • elmardiederichs schreibt:

      „Ich halte Weiblichkeit nicht für wertvoller“

      Das mag sein, stellt aber keinen Widerspruch dar, da es um die Gültigkeit von Normen geht. Ich gebe dir Beispiele:

      Haben Mann und Frau ein date, dann hat der Mann wahlweise für die wertvollere Zeit der Frau oder sogar für seine bloße Anwesendheit dadurch zu entschädigen, daß er ihre Rechnung bezahlt. Du magst das für falsch halten, aber die Norm bleibt gültig. Andere Normen sind, daß Männer, die Frauen nicht einladen, geizig sind, Frauen, die Männer nicht einladen, aber nicht. Weitere Norm: Frauen werden zuerst gerette, Männer haben in Katastrophen die Pflicht, für Frauen zu sterben und ihr wertloseres Leben für das von Frauen hinzugeben. Weitere Norm: Männer müssen für ihre Staatbürgerrechte eine Gegenleistung bringen, den Armeedienst, für Frauen sind diese Rechte umsonst. Die Sexualität der Frauen die freiwillig bei de Armee dienen, wird gesetzlich vor Erniedrgung geschützt, die wertlosere der Männer nicht.

      Und so weiter … die Liste läßt sich locker in ihrem Umfang multiplizieren.

      „bin allerdings weiblich, verhalte mich dementsprechend wohl auch weiblich.“

      So besonders zwingend finde ich das nicht. Und da ich als Physiker und Mathematiker auch viele Frauen mit ähnlicher Neigung kennengelernt habe, weiß ich, daß viele dieser Frauen ddas Weiblichkeitsideal schlicht nicht verstehen – und ihm daher auch nicht folgen.

      „Hier sehe ich wieder die Opferrolle, in die sich Maskulisten bewusst hineinbegeben, die es doch eigentlich zu überwinden gilt.“

      Du meinst, daß Männer nicht darauf hinweisen dürfen, daß sie benachteiligt sind, weil das kontraproduktiv ist?

      „so scheinen auch die Maskulisten zu agieren.“

      In diesem Fall lohnt sich eine intensive Auseinandersetzung mit Maskulisten. Denn eigene Erfahrungen sind ja bekanntlich der beste Lehrmeister.

      „aber lasst doch mal diesen Quatsch mit dem Feindbild Feminismus.“

      Ich sehe dafür keinerlei Anlaß.

      „Reagiert doch nicht beleidigt auf feministische Theorien“

      Wieso beleidigt? Wir verstehen diese Theorien sehr gut und halten sie für falsch, ohne deshalb behaupten zu müssen, daß wir gegen die Aufhebung von Frauennachteilen opponieren würden.

      „Agiert doch konstruktiv und handelt aktiv solidarisch. Das wär‘ doch mal was Neues.“

      Wir sind konstruktiv und entsolidarisieren uns trotzdem mit Frauen. Gerade letzteres ist was Neues, denn wir lassen die starken und unabhängigen Frauen einfach mal mit dem allein, was ihnen am wichtigsten ist: sich selbst. Viel Spaß damit, daß Frauen ihre Probleme nun selbst lösen müssen. Und ich bin sicher, daß du an meine Worte denken wirst, wenn du mal wieder mehr Gepäck auf Reisen mitgenommen hast, als du selbst tragen kannst und dich daher hilfesuchend nach einem Mann umblickst, der dir kostenlos die Koffer trägt. Natürlich gibt es dafür auch einen Gepäckservice – aber anders als der patriachalische Trottel ist der eben nicht kostenlos.

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    • pingpong schreibt:

      Ich sehe die Notwendigkeit eines wechselseitigen Interessenkonfliktes gar nicht. Sollte es nicht einfach um Elternrechte gehen, um die Betreuung von weiblichen wie männlichen Gewaltopfern? Wozu die Konkurrenz?!

      Ein wechselseitiger Interessenkonflikt ist theoretisch auch nicht notwendig.

      Aber in der empirisch beobachtbaren Realität ist er da. Wenn wir hier darüber diskutieren dass er ja eigentlich nicht notwendig wäre, während die Realität eine andere ist, dann… nun ja, dann ist das eben eine Gedankenspielerei.

      Für die Väter, die machtlos gegenüber dem Justizapparat sind und ihre Kinder gegen ihren Willen nicht sehen können, für die männlichen Gewaltopfer die keine angemessene Versorgung haben, wirkt die etwas naive Frage „Wozu die Konkurrenz?!“ zurecht wie blanker Hohn.

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